Just in Time einfach erklärt | Mit großem Schaubild ✔

Just in Time einfach erklärt | Mit großem Schaubild ✔

Was bedeutet Just in Time (JIT)?

Just in Time bedeutet bedarfsgerechte oder auch bedarfssynchrone Produktion. Diese Be- oder Anlieferungsstrategie ist eine unternehmerische Methode in der Logistik als auch in der Produktion.

In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über die Entstehung, Varianten und Beispiele des Just in Time Verfahrens.

Des Weiteren erhalten Sie eine genaue Definition, die notwendigen Voraussetzungen und Sie erfahren die wichtigsten Fakten rund um die Methodik.

Zudem noch ein großes Schaubild sowie einige Vorteile und Nachteile. Hier vorab die Inhalte dieses Artikels:

  • Hintergrund zu Just in Time
  • Just in Time Definition
  • Was ist das Ziel von Just in Time?
  • Anwendung und Umsetzung
  • Wie minimiert man Lagerbestände und Durchlaufzeiten?
  • Wann und wo wird Just in Time eingesetzt?
  • Schaubild - Internes und Externes Just in Time
  • Just in Time Vorteile und Nachteile
  • Fazit

Hintergrund zu Just in Time

Das Just in Time Verfahren hat seinen Ursprung beim japanischen Automobilhersteller Toyota und ist somit eine Methode in der Lean Management Philosophie (vgl. Lean Thinking).

Begründet wurde das Verfahren durch Taiichi Ohno im Jahr 1973, der Zeit des Öl-Schocks in Japan. Daraufhin wurde das Verfahren international bekannt, auch durch den anhaltenden Erfolg von Toyota.

Zur Implementierung einer Just in Time Produktion ist die ganzheitliche Betrachtungsweise der Auftragsabwicklung auch im Supply Chain Management erforderlich.

Damit die Produktionseffizienz gemessen werden kann, müssen neben Kosten und Produktivität die Durchlauf- und Wiederbeschaffungszeit betrachtet werden.

Zudem gibt es verschiedene Reifegrade oder Stufen einer Just in Time Produktion.

Diese reichen von einer internen JIT-Belieferung aus ihrem Lager an Ihre Produktionslinien oder Sie binden Ihren Lieferanten mit einer Just in Sequence (JIS) Strategie an Ihre Produktion an.

Just in Time Definition

Vereinfacht kann man dieses Verfahren so definieren: Ein Produkt wird genau zu dem Zeitpunkt in richtige Menge fertiggestellt beziehungsweise geliefert, zu dem es auch gebraucht wird, dazu zählen auch interne Kunden und Lieferantenbeziehungen.

Das schafft Fläche in den wertschöpfenden Bereichen und trennt Aufgaben sowie Verantwortungen in Ihren Funktionen klarer ab.

Um JIT in ihre Logistik und Produktionsprozesse zu integrieren, sind die einzelnen Herstellungsschritte entsprechend aufeinander abzustimmen.

Finanzwirtschaftlich dient JIT letztlich der Erhöhung des Return ON Capital Employed (ROCE) eines Unternehmens.

Zur Verdeutlichung nochmals ein Zitat aus dem Wirtschaftslexikon:

„Just in time ist eine Produktions- und Logistikstrategie. Sie soll Bedarfserfüllungen zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Qualität und Menge am richtigen Ort gewährleisten. Dazu benötigt man eine Neuorganisation des betrieblichen Ablaufs, die sich auf den ganzen Material- und Informationsfluss erstreckt.“

Exkurs Just in Sequence

Bei Just in Sequence (JIS) hat der Mitarbeitende in der Produktion oder das gesamte produzierende Unternehmen noch weniger Arbeit.

Denn der Zulieferer liefert die Ware vorsortiert in der benötigten Verbaureihenfolge an.

Hierzu ein Beispiel aus der praktischen Anwendung:

Das Just in Time Prinzip beherrscht eigentlich jede Hausfrau und jeder Hausmann.

Wenn das Essen um 12:00 Uhr auf dem Tisch stehen soll, weiß man genau, wann man die Kartoffel schälen muss, den Salat putzen sollte und das Fleisch anbraten muss, damit man am Ende pünktlich um 12:00 essen kann.

Eigentlich ganz logisch oder? 

Was ist eigentlich das Ziel?

Um es kurz zu machen: Ziel des Just in Time ist die zentrale Synchronisation mehrerer Stufen des Produktionsprozesses von der letzten Stufe bis hin zu den Lieferanten.

Es gilt außerdem, die Aktivitäten des Wertschöpfungsprozesses eng an den Marktbedürfnissen auszurichten, um dadurch auch eine kundennahe Produktion zu ermöglichen.

Im Anwendungsbereich wird dabei in zwei Stufen unterschieden:

  1. Internes Just in Time „Produktion“ – Sie umfasst den mit JIT gesteuerten Produktionsablauf
  2. Externes Just in Time „Anlieferung“ – Die logistische Kette zwischen Lieferanten und dem Abnehmer wird synchronisiert

Grundsätzlich empfehlen wir diese Unterscheidung in zwei Stufen:

Das Interne Just In Time Verfahren und das Externe Just in Time Verfahren.

Wir benutzen hier bewusst die Terminologie „Stufe“. Zum einem baut die 2. Stufe logischerweise auf der 1. Stufe auf.

Zum anderen isst man bekanntlich einen Elefanten in Scheiben: Wenn für sie ein externes JIT als unmöglich erscheint - Sie jedoch erfolgreich ein internes JIT umgesetzt haben, bekommen Sie womöglich eine andere Perspektive und können auf Ihren Erfahrungen aufbauen.

Schritt für Schritt eben. Getreu der Definition des KAIZEN. Welche Stufen Sie in Angriff nehmen, hängt also von Ihrer persönlichen, unternehmensspezifischen Herausforderung ab.

Anwendung und Umsetzung

Die Idee klingt gut? Sie würden gerne direkt starten. Dann geht es jetzt an Überlegungen, wie man das Ganze umsetzen kann.

Vor der ersten Anwendung und der Umsetzung im Unternehmen muss man überprüfen, ob Just in Time für den Einsatz im Unternehmen geeignet ist.

Just in Time – Einsatzvoraussetzungen und Denkanstöße

Damit man einfach erkennen kann, ob das Verfahren für einen infrage kommt, haben wir eine Liste angefertigt.

Mit dieser können sehr schnell die notwendigen Voraussetzungen ablesen. Die Anforderungen sind in die beiden Stufen unterteilt:

Stufe 1 Interne Just In Time Verfahren

  • Produktionsprogramm: Kontinuierlicher Bedarf in definierten Losgrößen (wenig Exoten ~ 20%)
  • Qualifikation: Prozessbegleitende Qualitätssicherung
  • Dispositionsverfahren: Verbrauchsgesteuert, dezentral
  • Intralogistik: ist vorhanden oder soll aufgebaut werden
  • Layout/ Flächen: Sollte ausreichend Bereitstellflächen aufweisen
  • Prozess: Kurze Rüstzeiten, hohe Verfügbarkeit der Betriebsmittel

Stufe 2 Externe Just in Time Verfahren

  • Nur Einbindung ausgewählter Zulieferer (Lieferausfall und Qualitätsraten)
    • Extrem flexible Lieferanten
    • Sehr gut Kommunikation mit den Lieferanten
  • Gute Inbound Logistik, die Ware muss terminsicher von A nach B kommen

Denken Sie bitte daran, beim Just in Time Verfahren müssen Sie die Produktionsflüsse und nicht die einzelnen Funktionen optimieren.

Dadurch wird es möglich, die Gesamtauftragsdurchlaufzeit zu minimieren.

Das bedeutet dann, nachfragegenau zu produzieren und somit die Kosten für Lagerbestände zu minimieren.

Doch wie minimiert man Lagerbestände und Durchlaufzeiten?

Schaubild Lagerbestand

Man minimiert Lagerbestände und Durchlaufzeiten, indem man Güter oder Bauteile für die weitere Verarbeitung bzw. zum Verkauf erst bei Bedarf geliefert werden.

Dabei muss man alles zeitlich möglichst genau berechnen. Dadurch entfallen dann wiederum längere Lagerungszeiten.

Die Lagermengen sowie benötigte Lagerflächen werden minimiert, wodurch man dann am Ende Kosten einspart.

 

Wann und wo wird Just in Time eingesetzt?

Just in Time wird z. B. vorzugsweise in der Automobilindustrie oder in Großserienfertigungen eingesetzt.

Dies genau dann, wenn die Verbauteile so viele Varianten haben, dass nicht alle direkt an der Montagelinie untergebracht werden können. Hier nochmal ein kleiner Fakt zur Veranschaulichung.

Bei BMW werden in der Mittelkonsolen-Montage Varianten im sechsstelligen Bereich verbaut. Die Mittelkonsolen-Montage benötigt dabei nicht mal die Fläche einer vier Zimmerwohnung.

Beispiel: Ein Smart hat ca. 150 verschiedene Kabelbaumvarianten. Alle müssen für die Produktion vorgehalten werden.

Es können aber nicht alle Varianten am Band bereitstehen, weil der Platz für die Unterbringung dort nicht ausreicht.

Deshalb wird in einer Sequenzierstation in Bandnähe die Reihenfolge der benötigten Kabelbäume über eine Druckerstation ausgegeben.

Diese werden dann in der geforderten Reihenfolge in einen Sequenzierwagen eingelegt und dieser dann an das Band gebracht. Diese interne Just in Time Ablieferung nennt man auch SILS (Sequence-Inlining-System).

Schaubild zur Erklärung des Just in time Prinzip

Ein Externes Just in Time Verfahren liegt vor, wenn die Verbauteile als größere variantenreiche Baugruppen wie Cockpit, Frontend, Türverkleidung, Räder usw., von einem externen Zulieferer auftragsgemäß in der geforderten Reihenfolge vormontiert und angeliefert werden.

Dabei wird dem Lieferanten ca. 180 Minuten vor dem Verbau die individuelle Variante über EDI mitgeteilt, diese dann vom Lieferanten vormontiert, mehrere Baugruppen zu einer LKW-Losgröße zusammengefasst und dann an den Hersteller abgeliefert.

Just in Time Vorteile

Beginnend mit den Vorteilen und seine Auswirkungen.

Das Verfahren führt dazu, dass sich mehrere Zulieferer direkt in der Nähe des Herstellers ansiedeln. Diese Hersteller siedeln sich dann in sogenannten Industrieparks an.

Dadurch bezieht man die Zulieferer stärker in den Montageprozess ein. Somit kann man die End-Montagezeit eines Autos wie dem Smart 4 mithilfe des Just in Time Verfahrens von ursprünglich 20 auf ca. 8 Stunden reduzieren.

Des Weiteren kann man auch seine Lagerkapazität verringern, da der Lieferant den Bestand von Vormaterialien für die entsprechende Baugruppe vorhalten muss.

Nachteil bei nicht ortsnaher Anlieferung

Im Falle der nicht ortsnahen JIT-Anlieferung erhöht sich allerdings das Lkw-Aufkommen, da niedrige Lagerbestände beim Kunden ein häufigeres Liefern mit niedrigeren Anlieferungsmengen erfordert.

Somit erhöht man die Lieferfrequenz. Dadurch erhöht sich auch das Lkw-Aufkommen auf den Straßen und in der Anlieferung.

Gleichzeitig ergibt sich natürlich auch das Risiko von still stehenden Maschinen, wenn eine Lieferung nicht eintrifft.

Dies ist nicht das unwahrscheinlichste Szenario. Jeder kennt die Situation – Unfall – Vollsperrung – nichts geht mehr.

Ein weiteres Risiko besteht bei Lieferengpässen beim Zulieferer. Was, wenn der für einen bestimmten Zeitraum nicht liefern kann?

Richtig.

Bei fast nicht vorhandenen Lagerbeständen steht die Produktion sehr schnell. Bei ortsnahen Anlieferungen jedoch fällt das Risiko von einem Lieferausfall so gut wie weg.

Wie im Beispiel Industriepark, wo der Zulieferer direkt vor Ort ist. Jetzt müssen die Güter nur noch von einer Halle in die andere transportiert werden.

Das kann jetzt allerdings auch mit anderen Fördermethoden wie Fließbändern, Hubwagen oder Gabelstaplern passieren.

Fazit:

Das Just in Time Verfahren ist sehr reizvoll und verspricht viele Vorteile.

Dabei sollte man die Risiken allerdings vorab genau abwägen und einige Analysen fahren, ob das Verfahren überhaupt für einen geeignet ist.

Das ist von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Denn jeder hat seine ganz eigenen Herausforderungen.


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