In den vergangenen Jahren haben die Konsumenten durch ihr Kaufverhalten ein deutliches Zeichen für mehr Nachhaltigkeit gesetzt. Sowohl ihr Anspruch auf diese als auch ihr Wissen um die Wichtigkeit des umweltbewussten Handelns ist deutlich gestiegen. Die Politik fordert Unternehmen ebenfalls auf, sich stärker für Umwelt- und Sozialstandards einzusetzen. So wurde zum Beispiel 2021 eine strengere CO2 Emission auf neue Fahrzeuge erhoben.
In Deutschland erkennen deshalb immer mehr Unternehmen die Bedeutung einer nachhaltigen Geschäftspolitik und dies nicht nur darin, einen Beitrag beispielsweise zum Klimaschutz zu leisten, sondern vor allem darin, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Als festes Element in der Geschäftswelt, anstelle eines einfachen Trends, etabliert sich Nachhaltigkeit immer mehr. Hier kommt CSR ins Spiel. Es kann dazu beitragen die Gesellschafts- und Umweltlage zu verbessern. Wie Corporate Social Responsibility dies vermag, wird im folgenden Beitrag erläutert.
Was ist Corporate Social Responsibility denn überhaupt?
Eine allgemein gültige Definition für Corporate Social Responsibility, kurz CSR, gibt es nicht. Im europäischen Raum hat sich jedoch folgende etabliert:
„Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren.“
Begriffserklärung
Wörtlich übersetzt bedeutet Corporate Social Responsibility „Unternehmerische Sozialverantwortung“. Es geht hierbei um die gesellschaftliche und soziale Verantwortung eines Unternehmens im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens, wobei dem Leitbild nachhaltiger Entwicklung gefolgt wird. Die drei Aspekte der Nachhaltigkeit sind ausgeführt in international anerkannten Referenzdokumenten zur Unternehmensverantwortung. Unternehmen, die sich zu CSR bekennen, verpflichten sich zu der Einhaltung dieser Grundsätze.
In Deutschland ist der Beitrag der Unternehmer zur gesellschaftlichen Wohlfahrt deutlich höher, als in anderen Ländern, was auf unsere sozialen Sicherungssysteme zurückzuführen ist. Dank Familien- oder Inhaberführung handeln kleine und mittelständische Unternehmen bereits aus eigenem Interesse mit dem Blick auf eine langfristige Entwicklung und erbringen dadurch ebenfalls eine hohe Wirtschaftsleistung.
Umsetzung
Jedes Unternehmen setzt CSR unterschiedlich um. Der Grund dafür sind die unterschiedlichen Schwerpunkte in den jeweiligen Unternehmen. Die Umsetzung ist also abhängig davon, ob ein Unternehmen im Wesentlichen beispielsweise produziert oder Dienstleistungen erbringt. CSR muss jedoch in jedem Unternehmen einen klaren Bezug zu der Geschäftstätigkeit haben, da es nicht möglich ist, es als eine Aktivität nebenherlaufen zu lassen. Vereinzelte Projekte wären ein Tropfen auf den heißen Stein und damit CSR die langfristige Existenz in einem Betrieb sichert, muss es vollständig in das Unternehmenskonzept eingegliedert werden. Somit vereint CSR alle Projekte und Abteilungen. Dadurch wirkt es wie ein Risikomanagement und stärkt die Widerstandfähigkeit eines Unternehmens. So ist es diesen möglich flexibler auf Veränderungen oder Umbrüche zu reagieren.
Da CSR in Wirtschaft und Praxis sehr unterschiedlich interpretiert werden kann, gibt es kein klares Managementkonzept, sondern mehr eine Leitidee, die unternehmensspezifisch konkretisiert werden muss. Diese Idee besagt, dass das Unternehmen positive Effekte für Gesellschaft und Stakeholder (Personen oder Gruppen, die ein legitimes Interesse an einer Entscheidung oder Tätigkeit dieser Organisation haben, weil sie davon tatsächlich oder potenziell betroffen sind, z. B. Lieferanten, Kunden, etc.) maximieren und negative minimieren soll.
Wer trägt die Verantwortung und wie ist Verantwortung hier überhaupt zu definieren?
Bei Corporate Social Responsibility geht es darum, das Geschäftsmodell innerhalb der Unternehmen auf verantwortungsvolle Weise zu gestalten. Die Unternehmen übernehmen Verantwortung für die Auswirkungen ihres Handelns und richten ihre Geschäftsprozesse entlang ihrer Wertschöpfungskette entsprechend aus.
Bei der Verteilung der Verantwortung innerhalb des Unternehmens machen die meisten den Fehler einen CSR-Verantwortlichen zu bestimmen. Dies ist jedoch zum Scheitern verurteilt, da eine solche Verantwortung nicht einer einzelnen Person zugeteilt werden kann. Das gesamte Unternehmen samt aller seiner Mitarbeiter muss etwas beitragen, also sollte die Verantwortung operationalisiert werden. Hierfür eignet sich ein CSR-Team aus Entscheidungsträgern verschiedener Bereiche, welche auf breiter Ebene diskutieren, den ganzheitlichen Blick der Beteiligten stärken und die Entscheidungen gemeinsam tragen können.
Da die Verantwortung bei den einzelnen Unternehmen liegt, ist es unmöglich diese zu definieren. Jeder Betrieb und jede Abteilung kann selbst entscheiden was verantwortungsvolles Handeln für sie bedeutet.
Für ein Beispiel wird auf das Jahr 1996 zurückgeblickt. In diesem hat die Oxycontin-Hersteller-Familie Sackler sehr deutlich bewiesen, dass Verantwortung nicht unbedingt bedeutet im Sinne der Gesellschaft zu handeln. Ihnen war bewusst, was passieren würde, wenn ihr Unternehmer, der US-Pharmakonzern Purdue, das Medikament Oxycontin herausbringen würden. Sie waren sich darüber im Klaren, dass das zwar legale, aber schnell abhängig machende Opioid haltige Mittel, tausende von Menschen das Leben kosten könnte. Doch sogar als es dann so weit kam und gut eine halben Millionen Bewohner der Vereinigten Staaten dank einer Überdosis ihr Leben lassen mussten, hörte die Familie nicht auf. Sie waren nur auf ihren eigenen wirtschaftlichen Vorteil bedacht und sahen es nicht in ihrem Verantwortungsbereich, an all die Leben zu denken, die sie zerstörten. Erst unter dem Druck von tausenden Klagen, knickten sie schließlich ein und ihr Unternehmen brach zusammen.
Um Verantwortung im Sinne der Gesellschaft übernehmen zu können, muss CSR erstmal in die Unternehmensstruktur eingearbeitet werden.
Wo denn überhaupt anfangen?
Durch die vielen Bereiche, die CSR bietet, in denen Unternehmen aktiv Verantwortung übernehmen können und den dabei nicht zu vergessenden internen und externen Einzelinteressen, kann der Überblick, wohin das Unternehmen überhaupt gelangen möchte, durchaus mal verloren gehen.
Das Festlegen von Zielen vorab, entsprechend der Unternehmensvision kann hier der Orientierung dienlich sein. Hierbei sollte beachtet werden, dass durch realistische und erreichbare Ziele (am besten welche, die nahe am Kerngeschäft liegen) die Motivation im Unternehmen gesteigert wird.
Ein Coffeeshop kann beispielsweise folgende Ziele festlegen:
- Prozentzahl xy sollen 100 % ohne Kinderarbeit bei übertariflichen Löhnen an Bauern
- Nur Fair-Trade zertifizierte Lieferanten
Es werden Führungslinien für das Management sichtbar, das Leistungsprofil des Unternehmens wird geschärft und die Arbeit des Controllings geprägt. Die Ziele bestimmen unternehmerische Tätigkeiten und machen Leistungen vergleichbar, indem Kennzahlen zur Hilfe genommen werden.
Die Frühzeitige Einbindung von Beteiligten fördert die benötigt Akzeptanz, sobald Veränderungen im Unternehmen angestrebt werden. Vor der Formulierung von Zielen ist eine Analyse zu empfehlen, aus der sich schließlich wesentliche Themenfelder ablesen lassen. In einem weiteren Schritt folgt die Gewichtung der Themenliste, wobei eine Materialitätsanalyse (gesammelte Themen werden danach bewertet, welche Bedeutung für das Unternehmen und welche für Stakeholder haben) hilfreich ist.
In der Praxis identifizieren die meisten Unternehmen zwischen vier und sechs Handlungsfelder, für welche jeweils Ziele definiert werden. Diese sind die Basis für die Nachhaltigkeitsstrategie und zeigen den Kurs auf, auf dem ein Unternehmen in den kommenden zehn Jahren zusteuern möchte.
Wichtig hierbei ist, dass es einen ganzheitlichen Ansatz gibt, der die Werte des Unternehmens im Kerngeschäft klar erkennen lässt. Um dies zu bewerkstelligen, sollte eine klare Struktur für CSR erarbeitet werden.
Welche Möglichkeiten zur Strukturierung von Corporate Social Responsibility gibt es?
CSR-Aktivitäten lassen sich laut Hieß über die verschiedenen Verantwortungsbereiche eines Unternehmens strukturieren.
- Innerer Verantwortungsbereich: Verpflichtungen gegenüber dem Markt (Wirtschaftlichkeit) und dem Gesetz
- Mittlerer Verantwortungsbereich: Wertschöpfungskette des Unternehmens = Selbstverpflichtungen in Bezug auf die Einhaltung von Arbeits- und Umweltstandards und auch ein Liefermanagement
- Äußerer Verantwortungsbereich: Alle Aktivitäten, die durch die vorherigen Bereiche nicht abgedeckt sind (z. B. Spenden, Sponsoring, Freistellen von Mitarbeitern für soziale Tätigkeiten)
=> Entspricht dem Verständnis von Corporate Citizenship
CSR-Aktivitäten lassen sich laut Carroll in die Vier-Stufen-Pyramide einordnen.
- Ökonomische Verantwortung: Ein Unternehmen muss mindestens kostendeckend wirtschaften
- Gesetzliche Verantwortung: Ein Unternehmen darf keinen illegalen Tätigkeiten nachgehen und muss die gesetzlichen Bestimmungen befolgen
- Ethische Verantwortung: Ein Unternehmen ist aufgefordert fair und ethisch über bestehende Gesetze hinaus zu handeln
- Philanthropische Verantwortung: Ein Unternehmen sollte karikatives gesellschaftliches Engagement über gesellschaftliche Erwartungen hinaus haben
Was für CSR-Managementsysteme gibt es?
Es gibt drei Arten, damit CSR nicht nur eine Einmalige Aktion, sondern zu einem Leitbild der sozialen Verantwortung im Unternehmen wird:
- Normatives Management: Dieses ist wie ein Handbuch und beinhaltet die Normen 50001 (Umwelt) und 14001 (Energie). Die Basisnorm (9001) besagt, dass ein Unternehmen auf jeden Fall ein Managementsystem benötigt. Beispiele sind das Angestrebte Ideal des Unternehmens festhalten, die Unternehmenskultur, Wertvorstellung und Zielvereinbarung
- Strategisches Management: Prinzipiell ist hier der Schritt, das frühzeitige Erkennen von Veränderungen (in allen Bereichen der Nachhaltigkeit), um auf diese reagieren zu können. Beispiele sind die Analyse von Chancen und Risiken und das Treffen von Entscheidungen für die Zukunft
- Operatives Management: In diesem werden die vorherigen Managements umgesetzt und die die laufenden Aktivitäten organisiert und gelenkt.
Die Vorteile von CSR für Unternehmen gehen deutlich hervor, wenn das Managementsystem von diesem gut durchdacht ist.
Welche Vorteile bringt Corporate Social Responsibility für das Unternehmen mit sich?
Auch ohne ihre gesellschaftliche Verantwortung als CSR zu bezeichnen, erkennen viele Unternehmen diese an. Sie engagieren sich in regionalen Zusammenhängen, da ihnen bewusst ist, dass eine positive Ausstrahlung des Betriebes auf das Umfeld sehr wichtig ist. Außerdem können Unternehmen auch wirtschaftlich von den CSR-Maßnahmen profitieren. Beispielsweise durch Einsparungen im Energie- und Ressourcenbereich, wie auch durch die höhere Attraktivität gegenüber Arbeitssuchenden.
Auf der einen Seite hat CSR viele Vorteile für Unternehmen, doch die Kritik an dem System sollte ebenfalls betrachtet werden.
Was wird an Corporate Social Responsibility kritisiert?
Normalerweise wirtschaften Unternehmen nach den Kriterien der Profitmaximierung, wobei soziale und ökologische Aspekte eher eine untergeordnete Rolle spielen. Deshalb wird vielen Unternehmen vorgeworfen, dass sie CSR nur aus ökonomischen Gründen betreiben würden, damit ihre Kosten so gering wie möglich gehalten werden.
Demzufolge bestehen Zweifel an der Aufrichtigkeit der Motive bezogen auf das Engagement im Sinne des CSR. Kritiker werfen Unternehmen also vor, dass sie CSR nur betreiben würden, um ihr eigenes Image aufzubessern und der Erlassung von möglichen Gesetzen vorzubeugen. Prinzipiell ist dies jedoch nicht verwerflich, denn solange sich Unternehmen dazu entscheiden CSR umzusetzen, sind ihre Beweggründe zweitrangig.
Was nicht gebilligt werden sollte ist allerdings Greenwashing. Unter Greenwashing ist das gezielte Verbreiten von falschen Fakten zu verstehen, die Unternehmen nutzen, um ihr Image besser darzustellen, als es ist. Gerade bei der aktuellen Diskussion über das viele Plastik auf der Welt und in den Meeren, ist die Anforderung an die Unternehmen ganz klar, dass sie dagegen arbeiten. Beispiele hierfür sind Plastiktaschen durch Stoffbeutel oder Plastikbecher durch Pappbecher zu ersetzen. Viele Unternehmen wissen um ihre Verantwortung und nehmen das Austauschen sehr ernst. Andere möchten diesen Aufwand jedoch nicht auf sich nehmen und greifen zu Mitteln wie Greenwashing. So wird beispielsweise Einmalbesteck als 100 % abbaubar verkauft, zersetzt sich jedoch nicht in einer angemessenen Zeitspanne, welche bei ca. 6 Monaten liegt, um als solches zu gelten.
CSR ist wichtig und richtig
Da Corporate Social Responsibility in der unternehmerischen Praxis heute ein de-facto Standard ist, wird von einem Unternehmen schlichtweg erwartet, dass es gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Jene, die diesen Erwartungen nicht gerecht werden, laufen Gefahr ihre Kooperationsfähigkeit auf lange Sicht zu verlieren.
Viele Studien zeigen, dass CSR langfristig vorteilhaft für Unternehmen ist. Anfangs erscheint es schwierig einen direkten und allgemein gültigen Zusammenhang zwischen CSR und dem finanziellen Erfolg des Unternehmens herzustellen. Jedoch ist es möglich mittels Kausalketten den Nutzen greifbar zu machen. Die finanzielle Einsparung durch Ressourceneffizienz und die Verbesserung der Beziehung zu den Stakeholdern ist ein sehr positiver Effekt. Das Unternehmen wird als verantwortungsvoll wahrgenommen, was auch als perceived CSR bezeichnet wird. Dies in ein subjektives Konstrukt welches sich im Zuge von Wahrnehmungs- und Interpretationsprozessen formiert.
Hat die Beschäftigung mit CSR im Unternehmen gerade erst begonnen, dann sollte nicht erwartet werden, dass innerhalb eines Jahres alle Ansprüche erfüllt werden können. Die Gefahr dabei ist, dass etwas schief geht die Beteiligten eher frustriert auf den Prozess reagieren.
Quellen:
CSR GrundlagenLexikon Definition Corporate Social Responsibility Lexikon Definition Corporate Social Responsibility 2
Wikipedia Eintrag Corporate Social Responsibility
Corporate Social Responsibility im Unternehmen integrieren
Corporate Social Responsibility beim DRK
CSR Strategie entwickeln
Alle Zugriffe erfolgten am 28.02.2023. Für Inhalte auf Seiten dritter übernehmen wir keine Verantwortung.
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